In der Autobiografie beschreibt die Autorin ihr Leben in der Kindheit, Jugend und als alleinerziehende Mutter. Es ist die Nachkriegszeit und die Zeit der DDR bis 1989. Sie versucht, nachzuvollziehen, was sie beeinflusste und prägte. Immer wieder wird ihr Lebensweg durch historische, politische und private Veränderungen blockiert und infrage gestellt. Die Familie bricht durch die Teilung Deutschlands nach und nach auseinander. Das Heimatdorf wird abgebaggert, und weitere soziale Bindungen zerstört.
In einem mit Mauern und Schießanlagen umgebenen Land gibt es weder Meinungs- noch Reisefreiheit. Bei dem Versuch, eine Auslandsreise zu beantragen, eskaliert die Situation schließlich völlig. Um weiteren Repressalien zu entgehen, bleibt ihr schließlich nur noch die Trennung von ihren Kindern und die Flucht nach Ungarn.
Es bleibt die Frage: Wird sich alles noch zum Guten wenden?
In her autobiography, the author describes her life as a child, teenager and single mother. It is the post-war period and takes place in the GDR until 1989. She tries to understand what influenced and shaped her. Her path through life is repeatedly blocked and called into question by historical, political and private changes. The family gradually breaks apart due to the division of Germany. The home village is bulldozed and other social ties are destroyed.
In a country surrounded by walls and firing ranges, there is neither freedom of expression nor freedom to travel.
When she tries to apply for a trip abroad, the situation finally escalates completely. To escape further reprisals, her only option is to separate from her children and flee to Hungary.
The question remains: will everything turn out all right?
Veröffentlichung: 02. Juni 2025
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Publication: 02. June 2025,
E-Book (bol.com, Dutch website)
Freiheit ist keine Selbstverständlichkeit. Freiheit ist ein Luxus, der nicht jedermann zugänglich ist. Für Gisela Bohnstedt-Hannon hat der Begriff Freiheit eine besondere Bedeutung. In ihrer druckfrischen Autobiografie Wenn es anders kommt hat die in Mörz lebende und in Königsaue (Sachsen-Anhalt) geborene Autorin ihre eigene Leidensgeschichte und ihr Zeitzeugnis von 40 Jahren DDR niedergeschrieben.
Bis zur Flucht in die Bundesrepublik war sie im Schuldienst beschäftigt. Das Titelfoto ihres gut 200 Seiten umfassenden Werks zeigt den Brocken im Harz. Hier verbrachte sie den ersten und einzigen Urlaub in ihrem Leben mit ihren Eltern. Das war im August 1961. Nur wenige Tage zuvor wurden auf Anordnung der DDR-Regierung unter Walter Ulbricht die Grenzen zu West-Berlin mit Stacheldraht abgeriegelt. Zudem wurde mit dem Bau des sogenannten. antifaschistischen Schutzwalls begonnen, der Berliner Mauer.
Mit einem Schlag wurden 16 Millionen Menschen am Wegzug gehindert. „Ich war mir nicht sicher, ob die Eltern wirklich nur vorhatten, hier Urlaub zu machen oder ob sie nicht auch Eindrücke von den Fluchtmöglichkeiten im Harz gewinnen wollten. Wir waren 10 Kilometer Luftlinie von der deutsch-deutschen Grenze entfernt. Ich glaubte, in der Ferne die Hunde bellen zu hören, die die Grenze bewachten.“ Der 1142 Meter hohe Berg lag im Grenzgebiet der DDR, und das Brockenplateau war nach dem Krieg sowjetisches Militärgebiet geworden.
In ihrem neuen Buch beschreibt Gisela Bohnstedt-Hannon ihre Kindheit, Jugend und das Leben als alleinerziehende Mutter in der DDR. „Es ist die Nachkriegszeit und die Zeit der DDR bis 1989,“ erzählt die zweifache Mutter. „Ich versuche in diesem Buch nachzuvollziehen, was mich beeinflusst und geprägt hat. Immer wieder wurde mein Lebensweg durch historische, politische und private Veränderungen blockiert und in frage gestellt.“ Die Familie bricht durch die Teilung Deutschlands nach und nach auseinander. Das Heimatdorf wird abgebaggert und weitere soziale Bindungen zerstört.
Bei dem Versuch, eine Auslandsreise nach Nigeria zu beantragen, eskaliert die Situation schließlich völlig. „Ich wollte meinen langjährigen Schreibfreund Ibrahim, der als Sekretär der Universität Sokoto arbeitete, endlich persönlich kennenlernen. Er habe ihr Halt im Leben gegeben, nach dem mein Bruder in den Westen gegangen und die Eltern frühzeitig verstorben waren“. Als ihre Kinder eigene Wege gingen, wollte auch sie endlich ihr Leben wiederfinden, das irgendwo zwischen Kindheit und Erwachsensein verloren gegangen war.
In einem ihrer Briefe an Ibrahim hatte sie von dem geteilten Berlin und von den Menschen, die in der DDR eingesperrt sind, berichtet. In weiteren Briefen stellten beide fest, dass es Freiheit nicht für alle Menschen gab und „dass wir zu denen gehörten, die aufgrund unserer Geburt benachteiligt und wohl nie frei sein würden“.
Um die Studienreise antreten zu dürfen, hatte sie den Innenminister angeschrieben. Ihrem Brief hatte die Englischlehrerin ein offizielles Einladungsschreiben der Universität beigefügt. Die Reise wurde abgelehnt. Kurze Zeit darauf wurde sie verhört. Der zuständige Kreisschulrat wurde informiert. Um weiteren Repressalien zu entgehen, blieb ihr schließ lich nur noch die Trennung von ihrem Sohn Frank und ihrer Tochter. Von Sandra und deren Freund hatte sie nicht einmal verabschieden können. „Ich wollte das Gefühl haben, dass ich immer mit ihr verbunden war. Ich ging in ein Juweliergeschäft und kaufte Freundschaftsringe.“ Wieder zu Hause regelte die damals 42-Jährige mit ihrem Sohn Frank noch die wichtigsten Angelegenheiten. Was folgt, war die Flucht nach Ungarn. In einen kleinen Rucksack, der kaum größer war als ein Schulranzen, hatte sie ihren Ausweis, ein Adressbuch, einen Weltempfänher, Schreibzeug. Waschsachen. und Wechselwäsche gelegt. Am Boden des Rucksacks gab eine Art Geheimfach. Dort verstaute sie einen Kompass, der den Weg durch die Grenze weisen sollte. „Nein, es durfte kein Abschied für immer sein“, sagte sie sich.
Die lebensgefährliche Odyssee, auf der sie sich teilweise wie Freiwild fühlte, begann. Hätte Bohnstedt-Hannon nicht per Zufall zwei junge Männer kennengelernt, hätte sie ihre Flucht sicher aufgegeben. „Sie waren in der gleichen Situation wie ich. Ich wusste sofort, mit Christian und Jörg konnte die Flucht gelingen. Wir hatten ein gemeinsames Ziel: die Freiheit zu gewinnen.“ Und die Flucht gelang. Das Ganze wendete sich zum Positiven. Sohn Frank war drei Tage, ehe die Mauer fiel, über Prag geflüchtet. Er klingelte am 6. November 1989 an ihrer Wohnungstür, die sie nichtsahnend öffnete. Beide fanden in Westdeutschland schnell Arbeit und kauften sich ein günstiges Auto. Am 24. Dezember 1989 fuhren Mutter und
Sohn in die ehemalige Heimat, um Sandra und ihren Freund zu besuchen. Die Wiedersehensfreude war unbeschreiblich. „Wir waren wieder vereint. Mein Buch kann für andere Leser ein Zeitzeugnis sein. Ich habe mich an die tatsächlichen Ereignisse gehalten und wahrheitsgemäß geschrieben.“
Freedom cannot be taken for granted. Freedom is a luxury that is not available to everyone. For Gisela Bohnstedt-Hannon, the term freedom has a special meaning. In her hot-off-the-press autobiography Wenn es anders kommt, the author, who lives in Mörz and was born in Königsaue (Saxony-Anhalt), has written down her own story of suffering and her testimony of 40 years in the GDR.
She was employed as a school teacher until she fled to West Germany. The cover photo of her 200-page book shows the Brocken in the Harz mountains. This is where she spent the first and only vacation of her life with her parents. That was in August 1961, just a few days before the borders to West Berlin were sealed off with barbed wire by order of the GDR government under Walter Ulbricht. In addition, the construction of the so-called anti-fascist protective wall, the Berlin Wall, had begun.
In one fell swoop, 16 million people were prevented from leaving. “I wasn’t sure whether my parents really only intended to spend their vacation here or whether they also wanted to gain an impression of the escape possibilities in the Harz Mountains. We were 10 kilometers from the German-German border as the crow flies. I thought I could hear the dogs barking in the distance as they guarded the border.” The 1142-metre-high mountain was in the border area of the GDR, and the Brocken plateau had become Soviet military territory after the war.
In her new book, Gisela Bohnstedt-Hannon describes her childhood, youth and life as a single mother in the GDR. “It’s the post-war period and the time of the GDR until 1989,” says the mother of two. “In this book, I try to understand what influenced and shaped me. My life path was repeatedly blocked and questioned by historical, political and private changes.” The family gradually breaks apart due to the division of Germany. The home village was demolished and other social ties were destroyed.
“The situation finally escalated completely when I tried to apply for a trip abroad to Nigeria. I wanted to finally meet my long-time writing friend Ibrahim, who worked as a secretary at the University of Sokoto, in person. He had given her stability in life after my brother had gone to the West and my parents had died prematurely.” When her children went their own ways, she also wanted to finally rediscover her life, which had been lost somewhere between childhood and adulthood.
In one of her letters to Ibrahim, she wrote about the divided Berlin and the people imprisoned in the GDR. In other letters, they both stated that “freedom did not exist for everyone and that we were among those who were disadvantaged because of our birth and would probably never be free”.
In order to be allowed to go on the study trip, she had written to the Minister of the Interior. The English teacher had enclosed an official letter of invitation from the university with her letter. The trip was refused. A short time later, she was interrogated. The responsible district education authority was informed. In order to avoid further reprisals, her only option was to separate from her son Frank and her daughter. She hadn’t even been able to say goodbye to Sandra and her boyfriend. “I wanted to have the feeling that I was always connected to her. I went to a jewelry store and bought friendship rings.” Back at home, the then 42-year-old was still sorting out the most important matters with her son Frank. What followed was an escape to Hungary. In a small rucksack, barely bigger than a school satchel, she had put her ID, an address book, a world receiver, writing materials. Laundry and a change of clothes. There was a kind of secret compartment at the bottom of the rucksack. She stowed a compass there to guide her through the border. “No, it couldn’t be goodbye forever,” she told herself.
The life-threatening odyssey began, during which she sometimes felt like fair game. If Bohnstedt-Hannon had not met two young men by chance, she would certainly have given up her escape. “They were in the same situation as me. I knew immediately that with Christian and Jörg, the escape could succeed. We had a common goal: to win our freedom. And we managed to escape.” The whole thing took a turn for the better. Her son Frank had fled via Prague three days before the Wall came down. He rang her doorbell on November 6, 1989, which she unsuspectingly opened. They both quickly found work in West Germany and bought a cheap car. On December 24, 1989, mother and son drove to their former homeland to visit Sandra and her boyfriend. The joy of reunion was indescribable. “We were reunited. My book can be a testimony for other readers. I have stuck to the actual events and written truthfully.”
Picture: The compass was Gisela Bohnstedt-Hannon’s faithful companion on the road to freedom. Photo: Elvira Bell