Literatur / Literature
JOSEPH WOLF, Karl Schulze Hagen und Armin Geus, Basilisken-Presse, 2000.
This book with parallel German and English text was published in conjunction with the exhibition commemorating the 100th anniversary of Wolf’s death.
Lebendigkeit im Bild, Nicole Ricarda Sußet Basilisken-Presse, Rangsdorf 2013.
Was sehen wir, wenn wir Bilder eines Tieres betrachten? Seine naturgetreue, möglichst objektiv erfasste äußere Erscheinung? Die persönliche Auffassung des Künstlers von dessen Wesen? Einen idealtypischen Vertreter seiner Art? Und weshalb wirken die Tiere so manchen Künstlers wie schockgefroren, während man die Individuen Joseph Wolfs am liebsten festhielte, damit sie nicht im nächsten Moment vom Malgrund entwischen?
Die Tiermalerei erlebte im 19. Jahrhundert in Europa und insbesondere in England bedeutsame Umbrüche, spiegelte sie doch gesellschaftliche Entwicklungen wie die Entstehung der zoologischen Gärten und den Diskurs um Darwins Evolutionstheorie wider. Auch die zunehmende Verwissenschaftlichung der naturkundlichen Disziplinen stellte neue künstlerische Anforderungen, denen die junge Fotografie technisch noch nicht gerecht werden konnte.
Die Kunsthistorikerin Nicole Ricarda Sußet untersucht im vorliegenden Buch, wie sich vor diesem Hintergrund das Oeuvre Joseph Wolfs ausnimmt und inwiefern und mit welchen Mitteln sich der Künstler mit den zeitgenössischen geistigen Strömungen auseinandersetzte.
Der Vogelnarr erzählt die Lebensgeschichte von Joseph Wolf, einem Bauernjungen, der als Mathias Wolf in einem der kleinsten Dörfer des Maifeldes, in Mörz, geboren wurde. Der talentierte Junge sollte als Erstgeborener den Hof übernehmen. Was ihn von klein auf aber wirklich interessierte, waren die wilden Tiere seiner Umgebung. Wann immer er Zeit fand, beobachtete und zeichnete er sie. Oft gab es deshalb Auseinandersetzungen mit dem Vater. Statt die Feldarbeiten zu erledigen, malte er lieber die Raben auf dem Acker, wurde als »Vogelnarr« beschimpft und es setzte Ohrfeigen. Der Vater sah in seinem Sohn einen Taugenichts und verwehrte ihm eine künstlerische Ausbildung. Doch Mathias ließ sich nicht von der Malerei abbringen, er wollte nur eines werden: Tiermaler.
Unbeirrt ging er seinen Weg und traf schließlich auf Wissenschaftler und Künstler, die ihm weiterhalfen. Dass der einfache Bauernjunge schließlich in England zum bedeutendsten Tiermaler seiner Zeit wurde, klingt fast wie im Märchen. Tatsächlich aber war es ein schwerer Weg, bis er sich an die Spitze der naturwissenschaftlichen Malerei hoch gearbeitet hatte.
Leider ist der bedeutende Künstler des 19. Jahrhunderts in Deutschland kaum bekannt und zu Unrecht in Vergessenheit geraten. Gerade heute hat er uns noch viel zu sagen, als Tiermaler, Tierfreund und als Wegbereiter des Tierschutzes.
On-Line Bestellmöglichkeiten: Rhein-Mosel-Verlag oder zur Unterstützung der Buchhandlungen buecher.de, Weltbild, Thalia, Hugendubel, Reuffel usw.
E-book – Leseprobe (Buecher.de)
Wir freuen uns, dass Martina Gonser in ihrem Blog über das Buch geschrieben hat.